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Das Timing der EZB
vom 17.09.2024
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Das Timing der EZB
Die Konjunktur in Europa benötigt dringend Unterstützung

Die EZB droht schon wieder zu spät zu handeln. Erst als die Inflation Mitte 2022 bereits auf rund 5% Prozent angestiegen war, gab es im Juli die erste Leitzinserhöhung um 0,5%, der im September die zweite Zinserhöhung um weitere 0,75% und im Dezember die dritte um 0,75% auf 2% Ende 2022 folgte. Die FED hatte in den USA viel früher reagiert und damit für eine bessere und gleichmäßiger verlaufende wirtschaftliche Entwicklung mit mehr Wirtschaftswachstum gesorgt.

Zum Zeitpunkt der ersten EZB-Leitzinserhöhung war aber längst klar, dass das mittelfristige und symmetrische Inflationsziel der EZB von 2% pro Jahr auf längere Sicht nicht mehr erreicht werden konnte. Die Inflation stieg in der EU auf mehr als 10% auf Monatsbasis Mitte 2023 an. Die EZB erhöhte die Zinsen deshalb weiter bis auf 4,5% im September 2023. Das führte trotz Lohnerhöhungen als der Inflation nachfolgender Effekt zu wesentlich geringeren Inflationsraten in 2024.

Im August 2024 schätzt Eurostat (Statistisches Amt der EU) die Inflationsrate im Euroraum auf 2,2%. Das ist der niedrigste Stand seit drei Jahren. Die Tendenz zeigt weiter nach unten. Immer noch steigende Lebensmittelpreise werden durch sinkende Energiepreise überkompensiert. Aktuell liegt der Ölpreis bei rund USD 71/72 pro Barrel der Sorte Brent. In der Pandemie lag das Preistief bei rund USD 30 und am Beginn des Ukrainekriegs bei ca. USD 120.

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Die in ihrem Tempo und ihrer relativen Veränderung so noch nie zuvor dagewesenen Zinserhöhungen haben aber nicht nur zu einer sinkenden Inflation geführt. Das Wirtschaftswachstum ist in der EU erheblich auf ca. 0,4% im Durchschnitt gesunken und pendelt in Deutschland um die Nulllinie. Aber nicht nur in Deutschland gab es in 2023 kein Wirtschaftswachstum, sondern in rund 10 anderen Staaten. In 2024 sieht es bisher nicht besser aus. Wenigstens hat sich die Arbeitslosigkeit nicht wesentlich erhöht. Ein Grund dafür ist der nicht nur in Deutschland bestehende Fachkräftemangel.

Angesichts der fehlenden wirtschaftlichen Dynamik und des schwachen Wachstums sind dringend weitere Zinssenkungen, auch noch in diesem Jahr, erforderlich. Die EZB möchte kein zweites Mal einen Fehler machen, ist aber gerade dabei, wenn sie nicht bald und zu zögerlich handelt. Gerade Deutschland benötigt niedrigere Zinsen, damit das Baugewerbe und der private Konsum wieder anziehen.

Im Gegensatz zur Fed erhöhte die EZB die Zinsen zu spät und zu schnell. Die Inflation war bereits zu hoch und konnte nicht mehr schnell genug eingedämmt werden. Durch die sehr schnelle und relativ hohe Zinserhöhung wurde zwar inzwischen die Inflation weit nach unten gedrückt, aber auch die wirtschaftliche Entwicklung in Europa beeinträchtigt. Hoffentlich wird die erwartete Zinssenkungsphase von der EZB besser gemanagt. Die Angst vor einem weiteren Fehler darf nicht zur Wiederholung eines zu späten Handelns führen.

Quelle: IC Consulting GmbH