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Zertifikate - Die Bafin greift ein
vom 20.06.2024
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Zertifikate - Die Bafin greift ein
Teuer und undurchsichtig?

Mit Zertifikaten können Anleger attraktive Renditen erzielen. Je nach Anlagestrategie profitieren Investoren von steigenden, fallenden oder auch sich seitwärts entwickelnden Kursen des zugrundliegenden Basiswertes. Zertifikate sind somit Wertpapiere, deren Preis von der Entwicklung eines anderen Werts abhängt. Zertifikate erlauben dem Anleger, Wetten auf bestimmte Kursentwicklungen abzuschließen.

Jedoch bergen sie auch große Risiken. Aufgrund des komplizierten Aufbaus sind die Anlagestrategie und die Risiken oft nicht nachvollziehbar, z.B. ist bei einem Knock-out-Zertifikat ein Totalverlust möglich. Zudem ist die Zahlungsfähigkeit des Emittenten entscheidend. Sollte der Anbieter insolvent werden, können Anleger ihr Geld teilweise oder ganz verlieren. Das ist 2008 den Anlegern von Lehman Brothers widerfahren.

Jedoch erfreuen sich Zertifikate bei Anlegern sehr großer Nachfrage. Ende 2023 betrug das Zertifikatevolumen in Deutschland ca. EUR 112 Milliarden, das entspricht einem Plus von ca. 40% innerhalb eines Jahres. Allein die Sparkassen-Kunden haben derzeit mehr als EUR 50 Milliarden in solche Papiere investiert.

Das hat jetzt die BaFin auf den Plan gerufen, die angekündigt hat, den massenhaften Verkauf von Zertifikaten durch Sparkassen und Genossenschaften zu prüfen. Es wird untersucht, ob das Produktangebot, die Beratung und der Vertrieb im Einklang mit den Anlegerinteressen stehen.

Verbraucherschützer kritisieren mehrere Punkte. Zum einen sind Zertifikate oft (sehr) kompliziert aufgebaut, so dass Anleger gar nicht verstehen, was sie kaufen. Außerdem sind Zertifikate vergleichsweise teuer für den Kunden. Es können Ordergebühren, Ausgabeaufschläge, Managementgebühren, Rücknahmegebühren usw. anfallen. Auch sind die häufig verkauften Zinszertifikate meist weniger attraktiv als Anleihen oder höher verzinste Tages- und Festgeldangebote sind. Die meist kurzen Laufzeiten zwingen den Kunden, sich häufiger mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen. Die Verkäufer können so immer wieder Provisionen einstreichen.

Auch die BaFin findet es auffällig, dass es einen Zertifikateboom in einer Zeit gab, in der die Zinsmarge der Banken stark ausgeweitet war, während sich die Zinsen für Kunden nur langsam verbesserten. Stieg die Nachfrage der Kunden nach Zertifikaten oder haben Banken, allen voran die Sparkassen, ihren Kunden massenhaft Zertifikat verkauft. Diese Frage stellt sich. Die BaFin möchte nicht vorverurteilen, sondern das Ergebnis der Untersuchung abwarten.

Den Zertifikaten liegen eine oder mehrere Optionen zugrunde, die ein Anleger auch einzeln kaufen könnte. Mit Optionen können hohe Gewinne erzielt werden. Grundsätzlich gilt aber, dass hohen etwaigen Gewinnen bzw. Chancen auch hohe Risiken und hohe etwaige Verluste gegenüberstehen.

Mit dem Kauf einer Option erwirbt der Käufer das Recht, an einem Stichtag oder innerhalb einer Laufzeit eine Aktie, Anleihe oder einen anderen Basiswert (z.B. Edelmetalle, Devisen) zu einem vorab vereinbarten Preis zu erwerben (Call) oder zu veräußern (Put). Der Preis der Option ist abhängig vom Basiskurs, der Optionslaufzeit, dem Zinsniveau sowie der Schwankungsstärke des Werts.

Das Zertifikat ist rechtlich gesehen eine Anleihe – und zwar eine Anleihe des Herausgebers und nicht etwa des Unternehmens, dessen Aktienkurs das Zertifikat möglicherweise folgt (Emittentenrisiko).

Zertifikate sind nur etwas für erfahrene Anleger. Sie basieren auf Optionen, die Anleger einzeln i.d.R. günstiger kaufen können. Häufig sind Zertifikate sehr komplex und schwer verständlich. Chancen, Risiken und Kosten sind nur sehr schwer einschätzbar. Für einen langfristigen Vermögensaufbau raten Experten eher zu anderen Anlageformen wie Investmentfonds oder (Bundes)anleihen.

Quelle: IC Consulting GmbH