Private Equity - ELTIF oder AIF?
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Private Equity - ELTIF oder AIF?
vom 15.03.2024

Private Equity ist eine renommierte Assetklasse, die sich sowohl bei Privatanlegern als auch institutionellen Investoren steigender Beliebtheit und Nachfrage erfreut. Typische institutionelle Private-Equity-Investoren sind Pensionsfonds oder Staatsfonds sowie Banken, Versicherungen oder Investmentgesellschaften. Sie beteiligen sich mit hohen Summen an Private-Equity-Fonds und gehören zu den Investoren mit dem längsten Anlagehorizont.

Die deutsche Wirtschaft ist immer noch mittelständisch geprägt. Fast die gesamte deutsche Wirtschaft findet abseits der Börse statt. Das wird sich voraussichtlich nur langsam und geringfügig ändern. Mehr als 16.000 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Millionen Euro und mehr als 250 Mitarbeitenden sind nicht börsennotiert. Dem gegenüber stehen nur gut 400 börsennotierte (sehr) große Unternehmen. Außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen sind i.d.R. wesentlich günstiger bzw. niedriger bewertet als börsennotierte Unternehmensbeteiligungen. Dadurch ist das Chance-Risiko-Verhältnis bei Private Equity erheblich attraktiver.

Private Equity ist bei institutionellen Investoren vor allem wegen der potenziell möglichen höheren Renditen sehr gefragt. In der Regel refinanzieren institutionelle Investoren ihre Investments teilweise mit Fremdkapital. Je größer und je weiter die Zielinvestitionsobjekte in ihrer Unternehmensentwicklung sind, desto höher ist tendenziell die Fremdfinanzierungsquote. Von 2022 bis ins 3. Quartal 2023 stiegen die Zinsen schnell und stark an. Das wirkte sich sehr negativ auf das Transaktionsvolumen aus. Neben dem Transaktionsvolumen haben sich auch die Bewertungen der Unternehmen verringert. Die Entwicklung von Private Equity bzw. der Preise ist ein der Börse nachlaufender Effekt. Da die Börse 2023 erheblich gestiegen ist, werden die Preise kurzfristig anziehen. Die inzwischen wieder leicht sinkenden Zinsen und die Erwartung niedrigerer Zinsen werden zu einem Anstieg der Transaktionen führen. Aktuell bestehen somit günstige Einstiegsmöglichkeiten.

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In den vergangenen 20 Jahren konnte mit Private Equity eine attraktive durchschnittliche Überperformance gegenüber vergleichbaren Aktienmärkten von fast 10% p.a. erreicht werden. Je schwächer die Börsenphasen in der Vergangenheit waren, desto höher war die Überperformance bei gleichzeitig kürzeren Erholungsphasen nach Krisen. Nach der Dotcom-Blase Anfang 2000, dem Anschlag von 9/11 und den Turbulenzen durch den dritten Golfkrieg benötigte der MSCI Europa vom Tiefpunkt aus ca. 7 Quartale, um die Kursverluste aufzuholen. Bei Private Equity waren es im Buyout-Segment dagegen nur 5 Quartale. Der Hintergrund dürfte sein, dass Private Equity überwiegend von der allgemeinen Marktentwicklung abgekoppelt ist und Private Equity-Investoren die Möglichkeit haben, auf die Geschäftsentwicklung Einfluss zu nehmen.

Grundsätzlich bestehen für die Investition in Private Equity zwei Ansatzmöglichkeiten. Wenn das entsprechende Know-How vorhanden ist, kann direkt in ein bzw. mehrere Unternehmen investiert werden. Alternativ kann das Kapital zur Risikodiversifikation aber auch in einen bzw. mehrere Fonds investiert werden.

Die MIG-Fonds-Reihe von HMW bietet Privatanlegern umfangreichen Kenntnisse und Erfahrungen mit Anlagen in Unternehmensbeteiligungen die Möglichkeit, im Rahmen von Venture Capital direkt in etwa 30-40 deutsche Technologie-Startup-Unternehmen zu investieren. Das mit Abstand prominenteste Beispiel ist BioNTech. Ein erfahrenes Team von Investmentmanagern, die gleichzeitig Wissenschaftler und Unternehmer sind, prüfen für HMW die Zielunternehmen auf ihre Investierbarkeit. Der aktuelle Fonds MIG 17 knüpft an die Tradition seiner Vorgänger an.

Die RWB-Dachfonds verfolgen dagegen eine Investitionsstrategie, die bereits für weniger erfahrene Anleger geeignet ist. Sie investieren, zusammen mit anderen institutionellen Anlegern, über Zielfonds in eine deutlich größere Anzahl an Unternehmen. Dabei liegen nicht die jungen Unternehmen, sondern bereits bewährte Mittelständler weltweit im Investitionsfokus. Die RWB-Fonds eignen sich beispielweise als Pendant zu einem MSCI-World-Aktienfonds.

Die BVF-Early-Invest-Fonds wiederum sind ganz besondere Fälle und investieren ausschließlich in die Fonds von Early Bird, einem der erfahrensten und erfolgreichsten Venture Capital-Investoren Europas. Durch die Fondskonstruktion der BVF Early Invest Fonds sind die Anleger institutionellen Investoren kostenmäßig nahezu gleichgestellt. Auch hier sind die Anleger an einer Vielzahl an innovativen europäischen Jungunternehmen beteiligt, was das Ausfallrisiko senkt.

In Deutschland gibt es viel Potenzial für Private Equity, da diese Finanzierungsform immer noch unterrepräsentiert ist. Weltweit stammt ein Großteil des Kapitals für Private Equity aus Großbritannien, den USA und Kanada. Ein wesentlicher Grund dafür ist das dort herrschende Rentensystem, das, anders als in Deutschland, nicht auf einem Umlagesystem, sondern ausschließlich auf Pensionsfonds basiert. Diese verwalten die eingezahlten Beiträge ihrer Versicherten und legen maßgebliche Teile davon gewinnbringend in Beteiligungskapital an.

Die Auswahl und Anzahl von Private-Equity-Angeboten wird sich durch die neuen EU-Regelungen zum ELTIF erhöhen. Weitere Marktteilnehmer, insbesondere ausländische Investmentplattformen, werden in der EU und damit auch in Deutschland ihre ELTIFs anbieten. Den Schwerpunkt bei den ELTIFs bilden außer Private Equity. Voraussichtlich Infrastruktur- und Private Debt-Angebote. Die deutschen Banken werden starke Konkurrenz bekommen. Die Zuflüsse in die ELTIFs werden voraussichtlich auch zu Lasten der Offenen Immobilienfonds der Banken gehen. Die Volksbanken und die Sparkassen werden davon wohl am stärksten betroffen sein und daher auch eigene ELTIFs zum Erhalt ihrer Marktanteile herausbringen.

Für den Anleger stellt sich die Frage: ELTIF oder AIF? Beide Vehikel bieten die Möglichkeit, in nicht börsennotierte Unternehmen zu investieren. ELTIFs, European Long Termin Investment Funds, sind allerdings ein Wertpapier mit einer ISIN und erscheinen daher in der Wertpapierübersicht. Sie unterliegen ebenfalls gewissen regulatorischen Vorgaben, z.B. sind bis zu 50% Fremdkapital erlaubt und sie können bis zu 45% in liquide Anlagen investieren. Hier können die Initiatoren bei AIFs etwas selbstbestimmter agieren. Die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer bei Private-Equity-ELTIFs liegt gemäß einer Scope-Studie zwischen 8 und 10 Jahren. Dies ist bei AIFs ähnlich. Beide Vehikel sind nur eingeschränkt fungibel. Auch wenn der ELTIF ein Wertpapier ist, ist er nicht über die klassischen Börsenplätze handelbar, da die Anbieter nicht zur Rücknahme verpflichtet sind. Wie beim AIF können ELTIFs nur über den Zweitmarkt gehandelt werden. ELTIFs haben einen EU-Pass, d.h. sie können grenzüberschreitend vertrieben werden. Im Ergebnis sind die Merkmale des ELTIFs eher für den Vertrieb vorteilhaft.

ELTIFs werden als Alternative zu AIFs voraussichtlich von den großen deutschen Geschäftsbanken und den Investmentgesellschaften der Sparkassen und Volksbanken für ihre Kunden aufgelegt werden. In das Geschäft werden auch zahlreiche ausländische Anbieter einsteigen. Die große Investmentplattform Neuberger Berman, die ein verwaltetes Vermögen von mehreren 100 Milliarden Euro hat, ist bereits tätig geworden. Aber auch kleinere Plattformen, wie z.B. die 2016 gegründete Moonfare-Unternehmensgruppe, treten in den Markt ein.

Privatanleger können über Dachfonds in Investmentvehikel investieren, die bisher nur institutionellen Anlegern offen standen. Viele Angebote von großen Häusern wie CVC, KKR, Blackstone und Carlyle, um nur einige zu nennen, stehen damit, allerdings verbunden mit höheren Kosten, Privatanlegern ab Mindestzeichnungssummen zwischen EUR 10.000,- und 50.000,- zur Verfügung. Die bisherigen Ergebnisse dieser Gesellschaften waren bisher so attraktiv, dass neue vergleichbare Produkte auch bei höheren strukturellen Kosten interessant sind. Das Produktangebot für private Investoren wird sich erheblich vergrößern. Die Anleger werden bei der Auswahl fachkundigen Rat benötigen. 

Sachwertinvestments sind mittel- und langfristig attraktive Kapitalanlagen. Eine sehr attraktive Assetklasse ist Private Equity. Dabei spielt die Verpackung eine wesentlich geringere Rolle als der Inhalt. ELTIFs und AIFs ähneln sich. Für die Anleger sind damit auch die Vor- und Nachteile ähnlich. Für große Anbieter sind ELTIFs aber aus vertrieblichen Gründen interessanter als AIFs. ELTIFs haben einen EU-Pass und können damit in der gesamten EU angeboten und verkauft werden.

Quelle: IC Consulting GmbH