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Inflation und Zinsen - Die Auswirkungen auf Banken
vom 13.04.2023

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Die Notenbanken haben die Leitzinsen angehoben, um die Inflation einzudämmen. Die steigenden Zinsen haben jedoch auch ihre Tücken: Staatshaushalte leiden, Banken könnten kollabieren, die Immobilienmärkte nachgeben und somit stecken die Notenbanken in der Zwickmühle der Inflations- und Krisenbekämpfung.

Im März brachen sowohl die Silicon Valley Bank als auch die New Yorker Signature Bank zusammen. Auch die First Republic Bank sowie die Credit Suisse gerieten in erhebliche Bedrängnis. Die beiden erstgenannten US-Banken wurden geschlossen und der amerikanische Staat garantierte die Sicherheit der Einlagen. Innerhalb von nur einer Woche wurden an den Börsen in den USA USD 1,6 Billionen Börsenwert (zumindest temporär) vernichtet. Im Euro-Währungsgebiet waren es immerhin noch USD 472 Milliarden. Vor allem Bankentitel verloren erheblich an Wert.

Die Credit Suisse ist eine der 30 systemrelevanten Großbanken weltweit. Sie erhielt erst Hilfe in Milliardenhöhe von der Schweizer Nationalbank und wurde dann mit der UBS zwangsfusioniert. Durch ihre Größe und die international starke Vernetzung gehört die Credit Suisse in die Kategorie „too big to fail“. Aber auch die amerikanische First Republic Bank wird mit einer einzigartigen Maßnahme einiger großen US-Banken durch das Parken frischer Einlagen in Höhe von insgesamt USD 30 Milliarden gestützt.

Erinnerungen an die Finanzkrise in 2008 werden wach. Aber es gibt große Unterschiede, denn die Lage der Banken, gerade der großen, ist insgesamt besser, insbesondere im Hinblick auf ihre Eigenkapitalausstattung. Diesmal besteht das Problem auch nicht aus Massen an „faulen“ Immobilienkrediten, die zu endgültigen Verlusten führen und Löcher in die Bilanzen der Banken reißen, sondern wesentlich um werthaltige, aber gering verzinste Papiere. Die EZB hat die Zinsen in der Eurozone um 3,5% p.a. innerhalb von nur acht Monaten erhöht. Dadurch sind auch die Zinsen am Kapitalmarkt, insbesondere die kurzfristigen, gestiegen. Der Wert der gering verzinsten Anleihen sank damit, das führt bei den Banken zu einem Abwertungsbedarf.

Außerdem ist das aktuelle Umfeld deutlich schwieriger: Ukrainekrieg, Energiepreisschock und Deglobalisierung. Die Staatsschulden haben überall auf der Welt nie dagewesene Höhen erreicht und die Reserven sind zumindest teilweise aufgebraucht.

Es gleicht dem sogenannten Tanz auf dem Vulkan, denn die Notenbanken können nicht gleichzeitig die Inflation und die Bankenkrise bekämpfen. Das Weltfinanzsystem ist stabiler als 2008. Entscheidend ist aber das Vertrauen in das Bankensystem. Durch den Fall der Credit Suisse ist Vertrauen verloren gegangen. Sowohl die Notenbanken als auch die Finanzminister müssen den entstandenen Schaden begrenzen und einen Run der Kunden verhindern. Bei der Credit Suisse zogen Anleger innerhalb kurzer Zeit Mehr als EUR 100 Mrd. an Einlagen ab. Das besiegelte letztendlich den Untergang bzw. das Ende der Selbständigkeit der Bank.

Trotz des Aufruhrs an den Finanzmärkten hat die EZB nur wenige Tage nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank den Leitzins um 50 Basispunkte erhöht. Dass die EZB in ihrem Statement auf die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen verzichtet hat, werten Experten als Hinweis auf das Ende der Zinserhöhungen. Dies wäre positiv für die Rentenmärkte, nährt an den Aktienmärkten aber die Sorge vor einer Verschärfung der Bankenkrise.

Die andere Seite der Inflation

Im Unterschied zu den Sachwerten beruht der Wert von Geldwerten auf einem Versprechen. Etwas überspitzt hat es Voltaire formuliert: „Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück - Null.“ Eine Geldanlage unterliegt immer auch der Inflation. Auch wenn die Zinsen gestiegen sind, liegen sie immer noch weit unter der Inflationsrate. Zudem müssen Zinsen versteuert werden. Unter Berücksichtigung von Steuern haben die „Netto-Zinsen“ mittel- bis langfristig noch nie die Inflation übertroffen - im Gegenteil. Insofern bedeuten Einlagen einen realen Kaufkraftverlust nach Steuern und Inflation. Dies gilt zumeist auch für Anleihen. Gegen die Inflation können sich Anleger nur mit Sachwerten, insbesondere Unternehmensbeteiligungen und Immobilien, schützen.

Investitionen in Sachwerte sind in der Regel mit einem unternehmerischen Risiko verbunden. Dieses Risiko wird über die Rendite entlohnt. Klassische Sachwertinvestments sind Rohstoffe und Immobilien. Edelmetalle können als Geldalternative dienen. Immobilien sind nur eingeschränkt fungibel und die Kapitalbindungsdauer ist in der Regel eher lang.

Viele Unternehmen in Deutschland haben die Inflation genutzt, um ihre Gewinne zu steigern, indem sie ihre Verkaufspreise deutlich stärker erhöht haben, als es durch die Situation gerechtfertigt gewesen wäre. So haben z. B. die Dax-Unternehmen in 2022 ein Rekordjahr hingelegt. Die Anleger können sich schon auf die Dividendenzahlungen freuen. Auch für Schuldner ist die Inflation insofern positiv, als dass mit der Geldentwertung auch der reale Wert von Forderungen schrumpft. Der Staat ist somit ein großer Profiteur der Inflation, da die Schulden nur so dahinschmelzen, wenn die Inflation höher als der Zins ist.

Die höheren Zinsen sind für Banken differenziert zu betrachten. Die Banken können einerseits ihre Margen und Erträge erhöhen. Das ist notwendig. Denn aktuell verdienen die Banken in Deutschland an ihren Darlehen recht wenig. 1,6 Billionen Immobiliendarlehen sind durchschnittlich nur mit 1,8% p.a. verzinst. Auch 1,3 Billionen Unternehmensdarlehen bringen im Durchschnitt nur 2,5% p.a. Lediglich bei den ca. 0,5 Billionen Konsumentenkrediten wird mit durchschnittlich etwa 4 % p.a. ordentlich verdient.

Andererseits ergibt sich bei steigenden Zinsen ein Wertberichtigungsbedarf auf das Anleihenportfolio. Aktuell trifft die Banken eine Kombination aus der Fristentransformation und den besonders stark gestiegenen kurzfristigen Zinsen. Dadurch wird die Marge gedrückt. Es gibt also Druck auf die Erträge und die Bilanzen. Während zumindest in Deutschland im Anlagevermögen keine Abschreibungen erfolgen müssen, ist beim Handelsbestand im Umlaufvermögen eine Abschreibung gesetzlich vorgeschrieben. Außerdem steigt das Kreditausfallrisiko bei höheren Zinsen. Schließlich sinkt das Neugeschäft. Es kommt bei steigenden Zinsen umso mehr auf die Anlagepolitik und das Risikomanagement einer Bank an.

Kredite und Anleihen bleiben nominal bestehen und wachsen nicht inflatorisch mit. Bei Unternehmensbeteiligungen und vermieteten Immobilien steigen die Erträge, Ergebnisse und damit die Bewertungen. Das war bisher nicht in jedem Jahr, aber mittel- bis langfristig so. Das unternehmerische Risiko lohnt sich in einer Marktwirtschaft. Aus allen Statistiken über die historische Wertentwicklung von Unternehmensbeteiligungen, Immobilien und Anleihen ergibt sich, dass Sachwerte Geldwerte deutlich schlagen.




Quelle: IC Consulting GmbH