Hohe Netzentgelte und Steuern treiben die Preise
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Hohe Netzentgelte und Steuern treiben die Preise
vom 24.09.2025
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Die Strompreise werden immer volatiler
Hohe Netzentgelte und Steuern treiben die Preise

Die Strompreise in Europa steigen seit Jahren kontinuierlich, aber nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sind sie in einigen Ländern viel stärker angestiegen als in anderen. In den meisten europäischen Ländern gehen die Strompreise sogar langsam wieder zurück, doch die Unterschiede innerhalb der EU bleiben weiterhin (zu) groß. In Deutschland sind die Preise für Privatkunden innerhalb der EU am höchsten. Auch 2025 bleiben die Strompreise über dem Niveau vor der Energiekrise, trotz eines Rückgangs gegenüber dem Rekordjahr 2023. Insgesamt haben sich die Strompreise in Deutschland in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt.

Die Strompreiszusammensetzung hängt vom Wohnort und vom Stromanbieter ab. Je nach Wohnort schwanken die staatlich regulierten Netzentgelte deutlich. Im ersten Quartal 2025 lag der durchschnittliche Strompreis für Haushalte erstmalig wieder knapp unter 40 Cent pro Kilowattstunde.

Der größte Kostenblock mit ca. 44% besteht aus Stromerzeugung und Stromvertrieb. Die Kosten für den Stromeinkauf werden hauptsächlich durch die Preise an den Großhandelsmärkten bestimmt. Dazu kommen Rechnungsstellungs- und Verwaltungskosten sowie Entgelte für Messung und Messeinrichtung.

Fast 28% machen die Netzentgelte aus. Die Netzentgelte refinanzieren den Netzbetrieb und den Netzausbau. Der dynamische Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien hat Investitionen in die Übertragungs- und Verteilernetze und steigende Aufwendungen für netzstabilisierende Maßnahmen notwendig gemacht, die auch langfristig eine sichere Stromversorgung sichern sollen. Die Netzentgelte können regional sehr unterschiedlich sein.

Der dritte große Kostenblock mit gut 33% umfasst die staatlichen Abgaben, Umlagen und Steuern. Hierunter fallen die Mehrwertsteuer (16%), die Stromsteuer (5%) und die Offshore-Netzumlage (2,2%, Finanzierung der Anbindung von Offshore-Erzeugungsanlagen an das Stromübertragungsnetz). Auch der „Aufschlag für besondere Netznutzung“ gehört dazu. Diese Umlage soll die Kosten der Energiewende, die durch den Ausbau erneuerbarer Energien und die Entlastung von Großverbrauchern entstehen, bundesweit ausgleichen. Auf diese Weise wird die Industrie auf Kosten der Privatkunden subventioniert. 2025 beträgt der Aufschlag 1,558 Cent pro Kilowattstunde.

Weiterhin gehören zu diesem Kostenblock die KWKG-Umlage, die der Förderung der ressourcenschonenden gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme und dem Ausgleich der aus dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) entstehenden Belastungen dient, sowie die Konzessionsabgabe. Die Konzessionsabgabe zahlen Strom- und Gasnetzbetreiber, damit sie auf öffentlichem Grund Energieversorgungsleitungen verlegen und betreiben dürfen. Es handelt sich somit um Gebühren, die faktisch mit einer höheren Stromsteuer vergleichbar sind.

Die Netzentgelte sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Allein seit 2010 haben sich die Netzentgelte für Privathaushalte in etwa verdoppelt. Haupttreiber dieser Entwicklung sind die notwendigen Investitionen in den Ausbau und die Modernisierung des Stromnetzes für die Energiewende, die durch die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien nötig wurde. Zusätzliche Faktoren sind die steigenden Betriebskosten durch die hohe Inflation, der Ausbau von sogenannten "besonderen netztechnischen Betriebsmitteln" zur Netzstabilisierung nach der Abschaltung der Atomkraftwerke, und eine gerechtere Verteilung der Kosten über alle Regionen hinweg.

Seit 2025 gilt ein neuer Verteilungsschlüssel bei dem Netzentgelten. Die hohen Kosten für den Netzausbau sollen nicht nur die Verbraucher tragen, die in Regionen mit einem hohen Ausbau leben, z.B. Norddeutschland, sondern werden auf eine größere Basis von Stromkunden umgelegt. Dadurch sind die Netzentgelte in Regionen mit starkem Zubau von Wind- und Solarenergieerzeugungsanlagen gesunken. In Schleswig-Holstein sanken die Netzentgelte um 29%, in Mecklenburg-Vorpommern um knapp 27% und in Brandenburg um 21%.

Anfang September 2025 hat die Bundesregierung zudem beschlossen, dass die vier großen Übertragungsnetzbetreiber, die das Höchstspannungsnetz Deutschlands, also die „Stromautobahnen“, betreiben, 2026 einen Bundeszuschuss von EUR 6,5 Milliarden aus dem Klima- und Transformationsfonds erhalten sollen. Dieser Zuschuss soll die Netzentgelte und damit auch die Stromkosten für private Haushalte und Unternehmen dämpfen. Für einen Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden im Jahr kann die Entlastung durch das niedrigere Netzentgelt rechnerisch etwa EUR 100 betragen.

Die Strombörse hat sich in diesem Jahr bisher sehr volatil gezeigt. Der weiterhin hohe Ausbau erneuerbarer Energien ist ein wesentlicher Treiber für diese Entwicklung. Es gab in 2025 eine Rekordzahl von Stunden mit negativen Strompreisen. Negativpreise entstehen, wenn ein zu großes Angebot an Strom die Nachfrage übersteigt, was vor allem an gleichzeitig sehr sonnigen und windigen Tagen der Fall ist. Daraus folgt, dass es insbesondere bei der intelligenten Speicherung von Strom und der Digitalisierung großen Reformbedarf gibt, um das System flexibler zu gestalten, um in der Folge die Diskrepanz zwischen Stromerzeugung und -nachfrage zu verkleinern. Es macht keinen Sinn, Strom zu einem großen Teil subventioniert einzukaufen und den nicht benötigten Überschuss gegebenenfalls gegen Entgelt an die Nachbarn abzuleiten. Der Staat sollte deshalb die Rahmenbedingungen für die Speicherung von Strom umgehend reformieren.

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Außerdem sollte über einen ausgewogeneren Energiemix nachgedacht werden. Gegebenenfalls subventioniert der Staat Industriestrom, weil es für die Wirtschaft notwendig ist. Eine faktische Subvention der Industrie durch private Verbraucher ist dagegen nicht akzeptabel.

Quelle: IC Consulting GmbH